Mittwoch, 29. April 2015

Ich habe nicht erwartet...

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Hallo ihr Lieben :)
Wir sind mitten in den Vorbereitungen für unsere Abreise aus SüdOstAsien, zum ersten Mal, nachdem wir vor fast zwei Jahren hier raus gezogen sind. Ich dachte, ich nehme dies zum Anlass, um euch einfach mal zu berichten, wie es mir so ergangen ist und euch einige meiner Erfahrungen näher zu bringen, auf ganz persönlicher Ebene.
    Diese letzten zwei Jahre waren sehr herausfordernd und ehrlich gesagt manchmal ziemlich schwer, aber ich habe Gottes Treue erlebt, während er mich durch meine Zeit hier in SüdOstAsien hindurch getragen hat.
Da waren so viele Dinge, die ich niemals erwartet hätte, bevor wir nach SüdOstAsien gezogen sind.
Ich habe nicht erwartet…
… das so viele “M“ - Arbeiter aus den unterschiedlichsten Gründen unsere Stadt verlassen und zurück in ihr Heimatland ziehen würden. Und das ihr Verlassen mich so entmutigen und manchmal hoffnungslos zurück lassen würde. Aber Gott hat neue „M“ Arbeiter hier her berufen und durch ihren Gehorsam und Willen, Gottes Ruf zu folgen, gab dies mir Mut.
Ich habe nicht erwartet…

…”zuhause” und die Menschen, die wir zurück gelassen haben, so krass zu vermissen. Ende 2013/ Anfang 2014 ist meine Co-Mitarbeiter von L.A., Carrie, für drei Monate mit einem Skate Team auf Besuch gekommen. Fast alle Langzeit „M“ Mitarbeiter haben zu diesem Zeitpunkt unsere Stadt verlassen, um ihr Heimatland zu Besuchen und Pausen von ihrer Zeit hier einzulegen. So praktisch gesehen, waren es nur JP und ich in unserer Stadt als Langzeit „M“ Arbeiter. Außer Carrie kannte ich keinen, da wir ja erst kürzlich hergezogen waren. Und es ist sehr herausfordernd als „Weißer“ richtige Freundschaften zu den Lokalen Anwohnern zu schließen, da die meisten nur mit mir befreundet sein wollen, weil ich „weiß“ und ein „Ausländer“ bin. (Unsere Stadt hat fast 6 Millionen Einwohner, davon sind es grob geschätzte 300 „weiße“/ oder „Ausländer“). Als Carrie zurück in die Staaten geflogen ist, habe ich für fast zwei Wochen getrauert, mich einfach sehr alleine und hoffnungslos gefühlt. Aber Gott gab mir Hoffnung und hat mich mit „Jia Yin“ bekannt gemacht, eine junge Frau aus der lokalen Bevölkerung, mit der ich eine tiefe Freundschaft aufbauen konnte. Als Sahnehäubchen am hinzu, dass Carrie treu Gottes Ruf gefolt ist und ein Jahr später auf Langzeit Basis hier raus gezogen ist. Yay Gott du rockst!

Ich habe nicht erwartet…

…den Kulturschock. Ich war mir nicht des großen Unterschieds zwischen meiner “deutschen” Kultur und der Asiatischen Kultur bewusst, ich meine, klar wusste ich das es anders werden würde in Asien zu leben, aber hätte nicht gedacht, das beide Kulturen so weit voneinander entfernt liegen. Es ist die Kombination von einer Million „kleiner“ Unterschiede, die dir das Gefühl geben, dass dir die Energie ausgesaugt wird und dich „verrückt“ werden lässt. Ich habe einfach nicht erwartet, fast täglich kleine Kinder unter 2 Jahren offen an den Straßenrand/mitten auf den Bürgersteig oder in Mülleimer im Einkaufszentrum pinkeln zu sehen, immer mit dem Finger aus der Menge gedeutet und „Ausländer“ genannt zu werden. In einer Warteschlange, egal ob Supermarkt oder sonst wo, in der Warteschlange geschnitten zu werden und wirklich, und ich meine WIRKLICH, keinen persönlichen Raum zuhaben(da dieser hier aufgrund der hohen Bevölkerung nicht existiert). Gesagt zu bekommen, dass kaltes Wasser zu trinken sehr ungesund ist und ich am besten kein rohes Gemüse essen sollte, da dieses schlecht für meine Gesundheit ist. All diese Unterschiede kombiniert können einem den letzten Nerv rauben und wirklich herausfordernd sein. Aber Gott hat mir gezeigt, was Gnade und Geduld wirklich bedeuten und das er jede einzelne Person in meiner Stadt hier liebt. Er hat mir durch meine lokalen Freunde ein besseres Verständnis von Lebensstil und Kultur gegeben.

Ich habe nicht erwartet…
…das Hausfrau zu sein so zeitaufwendig ist. Eine Wohnung zu mieten und diese auch sauber zu halten nimmt soviel Zeit in Anspruch. All unsere Mahlzeiten zu kochen (Brot und Wurst/Aufstrich existieren hier nicht) und das ich nicht mal schnell zum Supermarkt, Tiefgefrorenes kaufen und dieses in den Ofen schieben kann. Erstens weil es Backöfen nicht wirklich gibt und zweitens weil Tiefgefrorenes nicht verfügbar ist. Aber auch hier hat Gott mich versorgt: er hat mir das asiastische „amazon“ gezeigt, haha, nicht lachen bitte ;)  Dank Amazon muss ich weniger in ständig überfüllte Supermärkte gehen und kann vieles online kaufen und einfach beim Postboten abholen.
Ich habe nicht erwartet…

…was für ein langer Prozess es ist, die Sprache zu erlernen. Ich hätte nie gedacht, wie schwer und einsam es sein würde, ein Zuhause hier zu bauen oder in einer Umgebung zu leben, in der ich nicht deren Sprache sprechen kann. In unsrer Stadt sprechen nur sehr wenige Englisch. Der englische Wortschatz der Mehrheit besteht aus „Hello“ und das wars. Für den westlichen Durchschnitts Mensch dauert das Sprachstudium 2 Jahre, um wenigstens das Basiswissen von Chinesisch zu lernen. Manchmal fühlt es sich an, als würde man drei Sprachen auf einmal lernen: da gibt es die verschiedenen Tonlagen, Pin Yin (Romanisierung der chinesischen Zeichen) und chinesische Zeichen. Als kleine extra Herausforderung lerne ich von englisch ins chinesische, wobei man merkt, das englisch nicht meine Muttersprache ist. Aber Gott hat mich mit einer exzellenten Lehrerin versorgt und mit viel Verständnis und Geduld.

Ich habe nicht erwartet…

… auf andere angewiesen zu sein. Vor allem am Anfang war es sehr herausfordernd, von Unabhängigkeit, nämlich gewöhnt zu sein, alles selbstständig erledigen zu können, zu einer fast vollkommenen Abhängigkeit auf anderen Menschen zu wechseln. In der ersten Zeit, nach unserem Umzug, konnte ich fast nirgends hingehen um irgendwas erledigt zu bekommen, ohne das JP mir helfen musste.  Ich preise den Herrn für einen so tollen Ehemann, der sehr geduldig ist und viel Gnade mit mir hat.
Ich freue mich wirklich riesig über unseren Nachwuchs, leider verlangsamt es mein Sprachstudium und den Lernprozess. Aber ich vertraue Gott, dass meine Sprachkenntnisse sich weiterhin verbessern und ich bin dankbar, eine lokale Mitbewohnerin zu haben.
    So was ich gelernt und erfahren habe, ist das wenn ich hier draußen wirklich auf Langzeit Basis nicht nur überleben, aber wirklich auch etwas erreichen möchte, viele Dinge erforderlich sind, um in einem gesunden Gleichgewicht zu bleiben und die täglichen Herausforderungen zu überwinden, die durch in einer anderen Kultur zu leben, entstehen (kompl. unterschiedliches Essen,  total andere Sprache, heißes und schwüles Klima etc. )
   Es sind nun fast zwei Jahre und ich habe erlebt, wie Gott jede meiner Bedürfnisse versorgt hat. Er war treu uns finanziell zu versorgen, mir Freunde zu schenken, uns mit einem Zuhause, indem wir uns wirklich wohl und „zuhause“ fühlen, zu bereichern und so viele andere Sachen.
   Wenn ich damals, bevor wir nach SüdOstAsien gezogen sind, auch nur einen Schimmer davon gehabt hätte, wie Herausfordernd und auch schwer es sein würde, hier zu leben und zu wohnen, hätte ich vielleicht niemals den Schritt gewagt. Aber der Herr ist gut und es lohnt sich wirklich, für Gott und die Menschen hier draußen. Ich bin der lebende Beweis, dass jeder und wirklich jeder sowas machen kann.  Gott ruft nicht die Qualifizierten, er ruft die, die willig ihm folgen, denn ich bin definitiv nicht qualifiziert. Aber der Herr hat unglaubliche Gnade mit mir.
So sei einfach ermutigt und falls du denkst, du kannst die Sache nicht machen, zu der Gott dich berufen hat, ich sage dir, mit Gott ist nichts unmöglich. Es mag vielleicht nicht immer einfach sein, aber am Ende ist es wirklich lohnenswert, weil du genau das macht, was Gott für dich vorgesehen hat.
Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, meinen Blog zu lesen.

Alles Liebe & herzliche Grüße aus Asien, Evi


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